Philosophie kann sich auf drei unterschiedliche Weisen mit Geschichte befassen: Erstens kann sie historische Ereignisse unmittelbar philosophisch beleuchten (Geschichtsphilosophie im engeren Sinne). Zweitens kann sie das historische Denken und Wissen erkenntnistheoretisch untersuchen (Philosophie der Geschichtsschreibung). Drittens kann sie die Methoden und Theorien der historischen Disziplinen wissenschaftstheoretisch reflektieren (Philosophie der Geschichtsforschung).
Die Einzelvorlesung „Philosophie der Geschichte“ gibt einen Überblick über alle drei Bereiche: Zunächst skizziert sie zentrale geschichtsphilosophische Ansätze aus Antike und Spätantike (Platon, Aristoteles, Polybios, Cicero, Augustinus), Aufklärung (Vico, Condorcet, Kant), deutschem Idealismus (Fichte, Schelling, Hegel) und nach-hegelianischem Denken (Comte, Marx, Spengler, Toynbee, Kojève, Fukuyama). Sodann präsentiert sie wichtige Überlegungen zur narrativen Struktur historischen Denkens und Wissens (Lyotard, White, Ricœur, Danto, Baumgartner). Schließlich diskutiert sie wissenschaftstheoretische Einschätzungen der historischen Geisteswissenschaften in Neukantianismus (Windelband, Rickert), Hermeneutik (Droysen, Dilthey) und neueren Strömungen.
Vertiefte Betrachtungen des Themas finden sich in unterschiedlichen Schriften von Dietmar Hübner. Speziell die Ansätze idealistischer Geschichtskonzeptionen werden behandelt in „Die Geschichtsphilosophie des deutschen Idealismus“, und die Grundzüge narratologischer Geschichtsvorstellungen werden diskutiert in „Entscheidung und Geschichte“.